– eine berührende wahre Geschichte aus meinem Physiotherapeutenalltag
Als Physiotherapeutin erlebt man nicht alle Tage bahnbrechende Wunder.
So kann es lange dauern und Geduld auf beiden Seiten erfordern, bis es zu sichtbaren Veränderungen kommt. Gerade im Bereich von angeborenen Behinderungen und OP- Traumata…
Doch dann kommt es eines Tages – das Wunder in Form einer Nachricht per SMS :
Lest selbst die Nachricht, die mir die Mutter eines kleinen Patienten letztens nach der Therapie schickte:
Hallo liebe Frau Espig! Vielen lieben Dank für Ihre tolle Therapie, die schöne Zeit mit Ihnen, den Spaß und dass Sie Phil so viel Freude bereiten! Sie sind ein sehr kostbarer, lieber, humorvoller und guter Mensch. Phil hat gestern das erste Mal in seinem Leben gesagt bekommen, dass er stolz auf sich sein kann, was er alles geschafft hat! Er bekommt woanders immer nur vorgehalten, was er nicht kann und was er falsch macht (Schule, Ärzte usw.) Danke dafür! Ein Dank auch an Ihre Chefin, Maik und alle anderen! Wenn man zu Ihnen kommt, ist man in einer normalen Welt und nicht in der verrückten, wie draußen!??? Danke!
Zur Erklärung der Personen in der SMS
mit Chefin ist meine Kollegin Jana Müller, Inhaberin des Vitalzentrums Schwarzenberg gemeint
und Maik, ist mein Kollege Maik Thies, wahrhafter Mister Universe im Bodybuilding 2018.
Phil bewundert ihn immer und findet Maik ist ein schöner Mann- das hat er ihm auch direkt so gesagt – Maik spornt Phil immer beim Trainieren mit mir immer an.
Ehrlich… mir kamen die Tränchen der Rührung.
Dieser kleine Bursche (8 Jahre) ist seit einem reichlichen Jahr bei mir in Behandlung…Über Umwege kam seine Mama auf mich, weil ich mich wohl mit Füßen gut auskenne. Als sie mich wegen eines Termines anrief, hatte sie große Sorgen um ihren Schatz. Er hätte schon sehr viel durch, viele Operationen, Schmerzen, Angst … ob sie denn mit zur Therapie reinkönnte …
Ich beruhigte sie am Telefon und versprach ihr, dass wir es ganz in Ruhe angehen lassen und vor allem erst einmal Vertrauen aufbauen… Das ist das WICHTIGSTE!!!
Bei solchen Kindern kommt mir mein Kasper - Talent zugute und ohne meine Handpuppen geht da gar nix. Krokodil und Igel waren beim ersten Termin mit Phil die Hauptakteure und die beiden Handpuppen durften dann natürlich Phil auch „untersuchen“ … die Füße, das schiefe Becken etc. - deswegen war er ja bei mir „gelandet“. Doch schon der Anruf der Mutter hatte mir ja angedeutet, dass er einen schweren Start auf die Welt hatte und laut Aussagen des Arztes wohl nie laufen würde….
Aber Phil kam ja gelaufen. Und…. auf den Mund war er auch ganz und gar nicht gefallen. Der Opa u.a. hatte sich wohl mit dieser Prognose des Arztes auch nicht anfreunden können und fleißig mit Phil geübt. Und auch die Mutter ist eine wahre Adlermutter!
Jedenfalls kamen u.a. eine inkomplette rechtsseitige Halbseitensymptomatik dazu, die ja für eine verkorkste Fussstatik nicht ganz unbeachtet bleiben sollte… (auch wenn manche das leider so nicht sehen – auch der gültige Heilmittelkatalog nicht…)
Verkürzt kann ich sagen, dass ich um „drei Ecken arbeiten musste“, da Phil nicht gerne jemanden an seinen Körper ließ mit vielen Grifftechniken … Erfahrungen der unangenehmen Art halt … also anders : wir arbeiteten beispielsweise zu Beginn auch gemeinsam auf dem Minitrampolin – nur mit Festhalten beider Hände und ich hinter Phil auf dem Trampolin – jetzt kann er schon alleine drauf stehen und sich halten und das nicht schlecht!
Er geht von sich aus in die Bauchlage … (man darf es nur nicht so ansagen, sondern „muss“ ihn mit Übungen geschickt austricksen – war fast ein Jahr gar nicht möglich , wegen der Narben im Bauchbereich und einer Ableitung … die Schmerzen macht (e), wenn er sich auf den Bauch legen sollte)
Auf unserem stromlosen Holz-Laufband, rennt er mittlerweile (natürlich mit festhalten – manchmal traut er sich nur mit der Hemihand festzuhalten – im Sinne einer Forced Use Therapie …) , dass es uns beide (Mutter und mich) echt staunen lässt.
Seine Übungsparcours baut er sich mittlerweile auch aus Hockern, Matten, Bänken und Rollerboards selbst auf – natürlich muss er da (ohne dass es ihm bewusst wird, beide Hände zum Tragen benutzen und kommt dadurch auch besser in die Körpersymmetrie, was für den Knickfuß wieder sinnvoll ist)
Er krabbelt im Vierfüßlergang (muss also wieder seine Hemiseite benutzen) über schmale Langbänke und hebt dabei mit der nicht betroffenen Hand (Hemihand muss stützen) Gegenstände vom Boden auf die Bank.
Vor Weihnachten haben wir nochmal das Vitalzentrums unsicher gemacht und sind mit Rollerboarden durchs Haus gedüst … auch Jana die Chefin machte mit und wir hatten viel Spaß dabei.
Phil ist noch mehr aufgetaut im letzten Jahr und hat körperlich eine sehr gute Entwicklung gemacht.
Toll gemacht!
Und immer wieder bleibt zu sagen – die Zeit Vertrauen aufzubauen ist das A und O … Und der Spaß bei der Therapie.
Ohne dem kommst man gerade bei solchen traumatisierten Kindern nicht weiter…
Meine Prämisse ist immer, ein Kind darf durchaus einmal während der Therapie weinen, aber es verlässt bei mir erst die Therapie wenn es wieder lacht! Da gebe ich beim Kaspern wirklich alles! Niemals mit einem „Scheiß- Gefühl“ weggehen lassen! War mir immer ganz wichtig!!!
Ich möchte Freund sein, kein Feind….
Und wie wird es nun werden ab 16.3.2022 ??? Denke ich dann manchmal????
Wieviel solcher Beziehungen sind da gefährdet… Gar nicht auszudenken ….
Ich möchte für meine Patienten - kleine wie große- da sein – und : Wunder vollbringen!
Dafür werde ich mich einsetzen!!!
Versprochen.
Mit ganz lieben Grüßen und danke für das Vertrauen in mich!
Danke auch an die Mama von Phil, dass ich dies veröffentlichen darf!
Es darf anderen helfen nie aufzugeben! Und nicht an dumme Prognosen zu glauben.
Jeder Mensch ist einzigartig und ich finde dies mit das Schlimmste was im Medizinbereich gemacht wird: Prognosen abzugeben …. und dann mit dem Durchschnitt zu begründen:
KEIN MENSCH IST DURCHSCHNITT!
Wir alle sind einzigartig und haben Potential!!! Es darf gefördert werden!!!!
Von ganzem Herzen Eure Bärbel Espig Kairostherapeutin
Bewegungsschule & Therapie
Bärbel Espig
Tel. 0171 - 74 82 649